OPERNTHEORIE WORKSHOP mit Iris Dankemeyer am 2. und 3. Februar jeweils 11.00 – 17.00 Uhr. Die Veranstaltung findet im Schimmel Projects Art Centre Dresden auf der Großenhainer Str. 61–63, in 01127 Dresden statt!
Das kleine Seminar lädt Neugierige zu großen Fragen ein: Was ist eine Oper und was soll das ganze Gesinge? Seit wann gibt es das Musikdrama und wie unterscheidet es sich von Singspiel und Operette? Weshalb musste Richard Wagner aus Dresden fliehen und was hat es mit dem Gesamtkunstwerk auf sich? Was kennzeichnet die zeitgenössische Oper? Warum und mit welchem Recht beziehen sich aktuelle Positionen der bildenden Kunst auf den Opernbegriff?
Soviel ist sicher: Die Oper ist nie nur gehobene Abendunterhaltung für feine Leute gewesen, sondern erklingt seit Jahrhunderten für diejenigen, die es extravagant, absurd und leidenschaftlich mögen. Wer das Geheimnis der Oper verstehen möchte, muss etwas vom Rätselcharakter der Musik wissen. Rührt diese Kunstform uns leichter zu Tränen als Skulpturen und Gemälde und wenn ja, warum? Die Philosophen hielten sie wahlweise für schön, aber staatszerstörend (Platon), für ein Exerzitium, bei dem die Seele rechnet ohne es zu wissen (Leibniz), für die höchste Form der Kunst (Schopenhauer) oder für die beste Form des Lebens (Nietzsche). Wie die Rationalität mathematischer Tonverhältnisse mit dem Dunkel menschlicher Empfindungen zusammenhängt, ist bis heute so unerklärlich wie die Liebe.
Was man aber nicht verstehen kann, kann man dennoch erfahren. Darum werden wir nicht nur kleine Texte gemeinsam lesen und ausgewählte Zitate diskutieren, sondern auch hören und singen, pfeifen, klatschen, basteln und springen.
Anmeldung unter: oper@crockefeller.org
Iris Dankemeyer studierte Soziologie und Sozialpsychologie in Hannover und Philosophie und Neuere deutsche Literatur in Berlin. Nach dem Ende des Studiums 2008 arbeitete sie als freie Autorin (u.a. für konkret, jungle world, De:Bug, testcard), mit den Schwerpunkten Musik- und Kulturkritik, Frauenemanzipation und Neosexualitäten. Aktuell lehrt Sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein Halle Philosophie.
Ab 2010 begann sie, zusammen mit dem Künstler Ernst Markus Stein eine Konzert- und Performancereihe in Berlin und New York zu organisieren. Seitdem richtete sie zahlreiche Veranstaltungen der seltsameren ästhetischen Art aus; beispielsweise das dreitägige Happening „The Will Of An Eccentric“ auf einem Mecklenburger Resthof; zusammen mit der Künstlerin Johanna Daab die installative Abendrevue „DREAMLAND. A Night Of Spectacle“ für die Julia-Stoschek-Collection Düsseldorf; zuletzt das zweitägige Festival „Das Naturschöne“ auf einem Brachland der deutschen Bahn in Hamburg.
Anschließend schrieb sie von 2013 bis 2017 an der FU Berlin im Fach Philosophie eine Dissertation über „Die Erotik des Ohrs. Musikalische Erfahrung und Emanzipation nach Adorno“. Parallel unterrichtete sie am Design Department der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg („Hegel versus Hollywood: Adorno in Los Angeles“ SoSe 2013/ „Texte zur Veränderung der Welt: Kant, Hegel, Marx, Freud“ WS 2013/14 /“On Popular Music“ SoSe 2014/ „Social Media Is The Message: Alltagsrituale und Bewusstseinsformen der Kommunikationstechnologie“ WS 2016/17).
In ihrer freien Zeit versucht sie, das altmodische Handwerk der Zauberei zu erlernen.
Letztpublizierte Essays:
„Die Gewalt der Musik. Zur Genese gesellschaftlichen Gehorsams in der transatlantischen Technobewegung“ In: Becker/Harasser/Hayner/Kellermann (Hg.): Grenzsteine. Zur Kritik der Gewalt. Edition Text und Kritik, München 2016.
„Operette zwischen Revue und Bordell“ (mit Rainer Simon), in: Risi/Brandl-Risi/ Komische Oper Berlin (Hg.): Kunst der Oberfläche. Operette zwischen Bravour und Banalität. Henschel-Verlag, Leipzig 2015.